80 Millionen Deutsch fangen an

Podiumsdiskussion in Harsum zur Bekämpfung des Hungers in der Welt

Die Petition "Kein Essen in Trog und Tank" hatte Diskussionen ausgelöst, auch im Dekanat Borsum Sarstedt. Die Fragen, die sich Landwirten beim Lesen der Petition stellten, sollten in der Podiumsdiskussion im Februar mit Vertretern von Misereor aufgegriffen werden. Denn Misereor hatte zusammen mit Greenpeace diese Petition im Mai 2022 verfasst.

Viele Landwirte saßen an diesem Abend unter den Gästen im Forum der Molitoris-Schule und stellten im Lauf der Diskussion auch kritische Fragen. Den Start machte aber zunächst Markus Wolter, Experte für Landwirtschaft und Welternährung bei Misereor mit einem kurzen Vortrag zur dramatischen Ernährungslage in vielen Ländern des globalen Südens und der sich daraus ergebenden Schlussfolgerung der Petition, dass sich grundsätzlich etwas ändern müsse beim Anbau von Lebensmitteln, auch bei uns.

Als Reaktion des Podiums mit Dr. Christian Sürie, Leiter des Lehr- und Forschungsgutes in Ruthe, Sarah Schulte-Döinghaus von der Katholischen Landjugendbewegung und Monika von Palubicki von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands kam grundsätzlich viel Zustimmung zu der Forderung, der Tierbestand in den landwirtschaftlichen Betrieben müsse insgesamt verringert werden. Monika von Palubicki stellte die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zur Diskussion. "Sonntags gibt`s den Braten" ist ein Motto der kfd. Dr. Christian Sürie machte auf den falschen Umgang mit den fruchtbaren Böden in der Welt aufmerksam und ließ auch andere Aspekte wie die Wasserknappheit, die Verschmutzung und Überfischung der Meere und das Brennen der Wälder anklingen. Misereorvertreter Peter Meiwald bestätigte, dass er bei seiner Arbeit in Afrika schon lange die Auswirkungen des Klimawandels bei den Menschen dort erlebt, wenn zum Beispiel das sechste Jahr in Folge die Ernte ausfällt.

Dass etwas getan werden muss, war offenbar allen im Raum bewusst. Wie schwer aber ein kurzfristiger Wandel für Landwirte ist, machte die Diskussion um Fruchtfolgen deutlich oder die Frage, ob man Gerste essen könne und wie die Qualität des Brotweizens zu messen ist. Landwirtschaft brauche eine langfristige Perspektive war eine Forderung. Die Kritik an der EU, die zum Beispiel Regeln zur Tierhaltung nicht genügend kontrolliert und eine Verlagerung der Produktion in Länder mit schlechteren Bedingungen möglich macht, bot für die Zuhörenden zwar keine unmittelbare Perspektive, machte aber deutlich, woran es oft hapert.

Die eigene Verantwortung in den Blick zu nehmen, die Haltung gegenüber den produzierten Lebensmitteln zu verändern und die Bildung zu intensivieren waren von vielen Seiten vertretene Forderungen. Am Ende richtete Sarah Schulte-Döinghaus an alle den Appell für mehr Regionalität. "Wenn 80 Millionen Deutsche anfangen, etwas zu verändern, dann sind das schon viele Schritte, die wir tun", sagte sie. Als Moderator Dirk Preuß das Gespräch und die Veranstaltung beendete, standen im Raum noch eine ganze Weile Menschen in Grüppchen zusammen, um weiter zu diskutieren.